Wie gemeinsam ein Erscheinungsbild entstehen kann
Gestaltung stellt uns immer wieder vor die Frage: Wie wollen wir in Zukunft miteinander leben? Um gemeinsam neue Lebenswirklichkeiten zu gestalten, müssen Gestalter*innen Menschen zum Träumen bringen.
Die Idee der Genossenschaft.Ruhr war aus solch einem Traum entsprungen und verfolgt das Ziel, lokale, zukunftsfähige Produkte und Dienstleistungen aus unterschiedlichen Lebensbereichen zu unterstützen und weiterzuentwickeln. Projekte und Ideen sind beispielsweise eine lokale Gemüsetüte oder ein Fahrrad-Lieferdienst für den lokalen Einzelhandel.
Co-kreative Markenentwicklung
Meine Masterarbeit beschäftigte sich mit der Entwicklung eines Erscheinungsbildes der Genossenschaft.Ruhr. Dabei wurden die Genossenschaftsgründer*innen Teil des Prozesses auf Grundlage der Annahme, dass jeder Mensch in der Gesellschaft in der Lage ist, die uns täglich umgebende visuelle Kommunikation richtig zu deuten und einzuordnen. Der co-kreative Ansatz begründete sich zudem darin, dass Genossenschaften auf demokratischen Prinzipien aufbauen und dass das eigene Mitwirken zu mehr Identifikation mit dem Erscheinungsbild führen kann.
Einen Aha-Moment hatte ich, als wir aus dem Kopf in die Hände kamen.
Der Ablauf der Workshops
Wir visualisierten zunächst die eigenen Vorstellungen über die Genossenschaft durch das Sammeln von Zitaten und Metaphern der Teilnehmenden, die als Inspiration für Gestaltungsbausteine dienten. Diese Bausteine rekombinierten wir collagenartig. Die daraus entstandenen Formen und Regeln wurden die Grundlage des dynamischen Brandings, das flexibel und erweiterbar für neue Projekte und Kampagnen ist.
Ich habe etwas Neues gelernt, als wir durch das gemeinsame “Werkeln” auf spontane Ansätze und überraschende Zusammenhänge kamen.
Von neuen Methoden zum Toolkit
Aus den Workshops ist auf diese Weise nicht nur ein Baukastenprinzip und ein finaler Gestaltungsentwurf für die Genossenschaft.Ruhr entstanden, sondern auch ein Toolkit für co-kreatives Kommunikationsdesign, das für unterschiedliche Aufgabenstellungen nutzbar ist. Es unterstützt den Faciliator bei der Workshopvorbereitung, indem es einen gestaltbaren Rahmen vorgibt sowie unterschiedliche Methoden und Formulierungen vorschlägt.
Die Bausteine können aus Formen, Farben oder auch Texten, Fotos und Illustrationen bestehen und je nach Gestaltungsziel individuell zusammengestellt werden. Für die Teilnehmenden schafft das Toolkit durch die Visualisierung der unterschiedlichen Phasen Orientierung während des gemeinsamen Kreativprozesses. Das Ausprobieren der Gestaltungsbausteine fördert die Kreativität und das Verständnis für visuelle Kommunikation.
Ziel des offenen Prozesses
Mehr gestalterische Teilhabe kann bewusst machen, wie uns visuelle Kommunikation im Alltag beeinflusst und kann zum Hinterfragen von visuellen Botschaften führen. Wenn darüber hinaus bewusst wird, dass auch die eigene Lebenswelt (um)gestaltbar ist, könnten Gestalter*innen dazu motivieren, das eigene Konsumverhalten zu ändern, sich zu engagieren oder gar bei einer Genossenschaft oder einem anderen Sozialunternehmen mitzuwirken.
Mehr Infos unter genossenschaft.ruhr